Klein  Aber  Drehbar





Ein experimentelles drehbares Tinyhouse









Tiny-Houses sind in (aller Munde)! Aber schon bei der genauen Definition wird es schwierig. Zwischen Wohnwagen, Mobile-Home und Bauwagen hat sich dieser neue Begriff gezwängt. Obwohl er eigentlich für reduzierten Wohnraum (feststehend oder verfahrbar) steht, wird der Begriff inzwischen meistens für einen ganzjährig nutzbaren Lebensraum auf einem Anhänger genutzt, der von einem PKW gezogen werden darf (bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht).

Dabei ist die individuelle Ausführung nur durch die Maße (255cm Breite und 400cm Höhe, sofern es problemlos auf öffentlichen Straßen benutzt werden soll), den Geldbeutel und die Phantasie begrenzt.  

Neben der spannenden Frage, wo man/frau das gute Stück legal abstellen und bewohnen darf, muß erstmal entschieden werden, ob es Wasch- und/oder Kochmöglichkeiten in der Nähe gibt oder ob Bad und Küche integriert werden sollen. Weil deser Wagen in einer Gemeinschaft mit mehreren Küchen und Bädern stehen wird, habe ich auf beides verzichtet. Allerdings habe ich mir ein Waschbecken mit heißem Wasser und ein Urinal geleistet. Außerdem wollte ich keine zweite Etage.

Ich habe bereits verschiedene spannende runde bzw. schneckenförmige Räume gebaut (siehe Nachtrag) und hatte schon seit langem den Traum vom drehbaren Haus. So habe ich mich Mitte 2018 entschieden, ein drehbares Tiny-House zu bauen. Dabei habe ich bewußt oder unbewußt einiges anders gemacht, als üblich.

Ich habe mich für einen Vlemmix TH660 Anhänger mit 660cm Nutzfläche entschieden.






Es ist einer der ersten Hochlader – d.h. daß es keine Radkästen gibt. Das ist für mich wichtig, weil ich die Tür mittig auf der Längsseite haben wollte. Obwohl der Hänger verzinkt ist, habe ich ihn grundiert und schwarz gespritzt.









Das Fundament besteht aus Siebdruckplatten. Für den Rahmen wurde 60 x 80mm KVH benutzt. Die Querstreben an allen Ecken sind für die Stabilität sehr wichtig – sonst wackelt das Ganze.



Für die Innenwand, die gleichzeitig dem ganzen Bau Stabilität verleiht, habe ich mich für ein hochwertiges Klickparkett entschieden ( gekalkte Eiche, Bio-Öl, 4 mm Furnier, dreilagiges Sperrholz, 14mm Dicke, Restposten ). Die Bretter wurden ringsum verleimt und an die Ständer geleimt, geschossen und zusätzlich verdeckt geschraubt. Das ergibt eine extrem stabile Konstruktion. Durch das umlaufende Profil der Bretter entsteht eine diffusionsdichte Fläche, weshalb ich auf eine Folie verzichtet habe. Ein Vorteil ist, daß jegliche Endbehandlung (grundieren, spachteln, streichen etc.)  entfällt.

Für den Boden habe ich mich ebenfalls für ein hochwertiges Klickparkett mit einer Nutzschicht aus dunkler Achat-Eiche entschieden. 




Dach und Wände wurden mit 80mm Steicoflex Holzfaserplatten isoliert.
Die Fenster und die Tür sind gebraucht bei ebay-Kleinanzeigen gefunden worden. Die Oberlichter mit Fliegengitter sind sehr praktisch zur Lüftung. Die geteilten Fenster haben den Vorteil, daß sie geöffnet nur halb so viel Platz im Innenraum einnehmen.



Üblich sind verschiedene Dachformen – z.B. Tonnendach, Satteldach, oder Pultdach. Dabei ist allerdings die Regenwasserableitung ein Problem, weil die Regenrinnen dann typischerweise über das zugelassene Außenmaß ragen. Ich habe mich für ein flaches Wannendach entschieden, daß von allen Seiten her ein zunehmendes Gefälle von bis zu 80mm zu dem einen Abfluß hat. Das Gefälle entsteht durch entsprechend gesägte Dachbalken und ist von innen nicht sichtbar. Abgedichtet wurde das Dach mit einer Latexschlämme mit eingearbeiteter Glasfasermatte.  Das Dach ist begehbar, begrünbar und eignet sich gut für Photovoltaik oder Solarthermie.


Typischerweise werden die Außenwände von Tinyhouses mit diffusionsoffener Folie abgedichtet. Die Außenverkleidung ist dann normalerweise hinterlüftet und trägt somit nicht zur Isolierung bei. Andererseits wiegt eine typische Douglasien- oder Lerchenverkleidung sehr viel und kann das Gesamtgewicht schnell an oder über die Grenze treiben.
Deshalb habe ich mich für ein Konzept entschieden, bei dem die Außenverkleidung sehr variabel sein kann. Wichtig für die Dichtigkeit sind Dachanschluß, Fensteranschuß und die Ecken. Deshalb habe ich diese in Blech ausgeführt. Weil ich schon immer mit rostigem Stahl arbeiten wollte, habe ich mich für Cortenstahl entschieden, der erst verrostet, dann aber durch den Rost korrosionsgeschützt ist. Erst nach ca. einem Jahr kriegt das Material seine endgültige Patina.
Zum Vergleich habe ich die Preise verschiedener Bleche zusammengestellt. Edelstahl oder Kupfer wären sicher auch interessant, aber deutlich teurer.


Unabhängig von der Art der Verkleidung wird diese hinterlüftet mit einem Luftaustritt unter den Dachblechen.
Ich habe mich zuerst nicht für eine endgültige Außenverkleidung entschieden, sondern erstmal unübliche Variationen ausprobiert: am besten gefällt mir das für die Innenverkleidung eingesetzte Eichenklickparkett. Deshalb habe ich einen Bereich (links) damit verkleidet und mehrfach gewachst. Er hat erstaunlich gut zwei Jahre lang durchgehalten.
Einen zweiten Abschnitt (rechts) habe ich mit schwerer Tipi-Leinwand verkleidet (400g / m2) und auch gewachst. Der war schon nach kurzer Zeit unsansehnlich...


Eine Seite habe ich mit schwerer LKW-Plane verkleidet. Die hat bis zuletzt ausgesehen, wie neu - paßt aber einfach nicht so wirklich.

Inzwischen habe ich mit für Eichenklickparkett entschieden und das TH ringsum damit verkleidet. Es kann aber sein, daß ich es mittelfristig deckend mit einer pigmenthaltigen Frarbe streichen werde....

Im Innenraum habe ich einen Arbeitsbereich...


... sowie ein übergroßes Bett (110x220cm) eingebaut.


Ich habe mich für eine elektrische Fußbodenheizung entschieden. Sie besteht aus 5 Heizfolien, die einzeln geschaltet werden können. Gesteuert werden sie von einem programmierbaren Thermostaten, der auch über eine App von überall aus erreicht werden kann.
Mittelfristig möchte ich noch eine moderne Klimaanlage einbauen, die aus 1 KW Strom bis zu 4 KW Wärme macht und sowohl heizt, als auch kühlt.


Als E-Techniker habe ich mir einige Spielereien erlaubt, wie ein umlaufendes dimmbares LED-Band (warmweiß), ferngesteuerte LED-Lampen mit vielen farblichen Möglichkeiten, einen elektrischen Türöffner mit Codeschloss, ein Relais zur Stromfreischaltung, eine professionelle Stromverteilung mit FI-Schalter und  Drehstromzähler, einen HD-Beamer mit Leinwand, eine 750W Teufel / Bose 5.1 Soundanlage sowie einen stromsparenden lüfterlosen Hochleistungs-PC mit Monitor.


Außerdem habe ich für mein Waschbecken einen Hahn-Durchlauferhitzer gefunden, der mit 3 KW Leistung erstaunlich viel heißes Wasser liefert.


Ein drehbares Haus- ob groß oder klein – hat viele Vorteile. Man kann seine Aussicht frei bestimmen und sich je nach Jahreszeit in oder aus der Sonne drehen. Dazu sollten dann allerdings möglichste alle Fenster auf einer Seite sein!? Es gibt auf der Welt diverse Drehhäuser mit unterschiedlichen Lagern und Antriebstechniken, aber meines Wissens ist dies das erste drehbare Tinyhouse, das auf Wunsch jederzeit innerhalb kurzer Zeit wieder fahrbar gemacht werden kann.


Mein Konzept besteht aus einem Drehantrieb mit Elektromotor, auf dem die Fahrzeugaufnahme einer Einstempel-Hebebühne mit spziellen Aufnahmen für den Rahmen montiert ist. Zur Zeit steht es auf einer verstärkten Stahlplatte. Endgültig ist ein Betonfundament vorgesehen. Es ist für 3,5 Tonnen ausgelegt und kann so für alle Flemmix-Hänger genutzt werden, könnte aber auch an andere Fargestelle angepaßt werden.


Das Haus braucht sowohl Drehstrom, als auch Wasser und Abwasser. Zuerst habe ich diese durch außen mitgeschleifte Kabel und Schläuche zugeführt. 
Weil ich aber lieber „durchzudrehen“ wollte, habe ich eine  Drehdurchführung konzipiert, die Drehstrom, Wasser und Abwasser durch die Achse führt. 

Fazit:
Der Bau hat viel Spaß und auch Mühen gemacht, er hat Einsichten und Erfahrungen gebracht und mit dem Ergebnis bin ich voll zufrieden!
Dieses drehbare Tinyhouse werde ich sicher behalten, aber über Auftragsarbeiten kann man/frau mit mir reden...

Kontakt:
Ingenieurbüro Robert Pich
Poitze 3a
29465 Schnega
Tel: 05842 (leitet ans Handy weiter)
Mail: info@kleinaberdrehbar.de





Nachtrag:

Mandalahäuser etc.:
Ich habe bereits einige interessante runde und schneckenförmige Gebäude gebaut:
www.kamorea.de


Dezentrale Strom-Selbstversorgung:
Seit über 20 Jahren war ich an der Bürgerbeteiligungsgesellschaft Wendlandwind beteiligt. Nach Ende der Subventionierung wurde umstrukturiert. An der neuen Gesellschaft, die ihren Strom direkt an die Energieversorgung Elbtaue GmbH verkauft, bin ich mit 2% beteiligt. Das entspricht je nach Windjahr ca. 40.000KWh und somit gut 10 mal der Strommenge, die ich selbst verbrauche (inkl. Tinyhouse, Plugin-Hybrid PKW und diverser Pedelecs).  Da ich meinen Strom ebenfalls von der EVE beziehe, verbrauche ich quasi meinen eigenen Ökostrom. Trotz der Verwaltungs- und Durchleitungskosten halte ich diese Methode immer noch für deutlich günstiger ( KW / € ), als eine eigene PV-Anlage mit Speicher.


Elektromobilität:
Ich fahre mit meinem "eigenen" Strom einen AUDI e-tron Plugin-Hybrid PKW. Ich lade nur zuhause und komme meistens mit den möglichen 35 Km unter Strom aus. Somit erreiche ich damit gut 2/3 elektrischen Anteil.


Für mein Pedelec habe ich einen unkonventionellen Seitenwagen entwickelt, der u.a. an der Vorderachse befestigt ist. Wider Erwarten funktioniert das gut!



Außerdem habe ich mir für meinen faulen Hund ein Lastenpedelec zugelegt...



Tiny Living:
Vor einiger Zeit bin ich aus meinem großen Haus in das genossenschaftliche Gemeinschaftsprojekt in Mützen 7 (in Clenze) umgezogen. Dort stehen mehrere Bauwägen und wir wollen ein bewußtes, achtsames und reduziertes Leben führen. Wenn alles gut geht, wird es eine Werkstatt für Bauwagen- und Tinyhousebau geben!











Impressum:

Verantwortlich für die Erstellung und den Inhalt dieser privaten Seite ist:
Robert Pich
Proitze 3a
29465 Schnega
Tel: 05842 408
Mail: info@kleinaberdrehbar.de



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